Wie Sie mit unseren Profitricks Tomaten aus Samen heranziehen, die Sie garantiert noch nie hatten:
Die Tomate ist wohl das Lieblingsgemüse aller Hobbygärtner. Wohl keine andere Pflanze wird so häufig angebaut und so liebevoll gepflegt wie dieses beliebte Nachtschattengewächs. Es gibt sie in nahezu allen Farben und Formen, die Bau- und Gartenmärkte halten im Frühling eine Unzahl von Sorten in allen möglichen Größen und Preisklassen bereit.
Doch was daraus geschmacklich wird, nachdem wir die Pflanzen monatelang gepflegt, gedüngt, gegossen und entgeizt haben, bleibt zunächst zumindest unklar, bis wir dann meist Ende Juli die ersten Früchte ernten. Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle, auch die Tomatensorte.
Deshalb wird wohl keine Pflanze so gern selbst gezogen wie die Tomate, auch wenn die Vorkultur einige Monate dauert. Die eigene Tomatenpflanze ist jedoch der Stolz jedes Gärtners und man kann sie einfach aus den in der Tomate reichlich vorhandenen Samen wachsen lassen. Sie können im Februar oder März damit beginnen, auch im April ist es noch nicht zu spät, im Garten hatten wir auch schon wilde erfolgreiche Tomatenpflanzen, die erst im Mai nach den Eisheiligen von selbst wuchsen.
Tomaten aus Samen – das ist, was wir wollen!
Eines ist noch wichtig: Verwenden Sie nach Möglichkeit Samen aus Biotomaten oder von eigenen Früchten, denn viele gekaufte Tomaten sind aus F1-Hybriden entstanden, bei denen die Samen häufig zu anderen Pflanzen führen, welche nicht die gewünschten Eigenschaften haben.
Wenn Sie ganz sicher gehen wollen, können Sie einmalig Tomatensamen (Achtung: Keine F1-Hybridsorten nehmen, wenn Sie die Samen wieder nutzen möchten) kaufen.
Dabei gibt es ganz besondere Tricks für perfekte Pflanzen, wenn wir selbst Tomaten aus Samen ziehen möchten!
Wir nehmen uns also einfach eine Tomate, die besonders aromatisch ist und uns besonders gut schmeckt und schneiden sie auf. Im Inneren jeder Tomatenfrucht befinden sich viele kleine gelbe Samen, die von einer gallertartigen Masse umgeben sind. Diese Masse schützt die Samen vor zu früher Keimung, sonst würden die Samen in dem feuchten Milieu schon in der Frucht keimen.
Die Samen kann man mit einem kleinen Löffel aus der Tomate entfernen und jetzt kommt Profitrick Nr. 1:
Man könnte diese von der Gallertmasse umhüllten Samen einfach in die Erde stecken (im Haus, denn Tomatenpflanzen vertragen keinerlei Frost!). Das funktioniert auch, dauert aber viel länger als Profitrick Nr. 1 – Beschleunigung der Keimung von Tomatensamen:
Wir kratzen die Gallertmasse ab, so weit möglich, geben die Samen auf Küchenpapier und lagern das Küchenpapier mit den Samen 1 oder 2 Tage an einem möglichst warmen Ort. Ideal ist ein Kachelofen oder ein Heizkörper mit Temperaturen bis zu 30 Grad. Noch höhere Temperaturen würden wir eher nicht empfehlen, denn Samen sind Pflanzen im Ruhezustand und würden beispielsweise den Backofen wohl nicht überleben. Wir wollen aber Tomaten aus Samen ziehen, daher nutzen wir lieber etwas gemäßigtere Temperaturen.
Danach haben wir schöne trockene Samen, die nun in der Erde sehr viel schneller keimen werden. Wir säen nun die gewünschte Anzahl von Samen in kleine Pflanztöpfe, es wird fast jeder Samen keimen. 1 Zentimeter Tiefe genügt völlig, es kann auch weniger sein, Hauptsache, die Samen sind mit Erde bedeckt. Dann gießen wir an, die Erde muss immer feucht bleiben.
Profittrick Nr. 2: Keimung der Tomatensamen noch weiter beschleunigen:
Die Pflanztöpfe mit den ausgesäten Samen stellen wir dann an einen warmen Ort, damit die Keimung noch weiter beschleunigt wird. Ideal sind z.B. ein am Fenster platziertes Zimmergewächshaus oder wieder ein Ofen mit ca. 30-35 Grad. Ein Zimmergewächshaus hat auch einige Vorteile: Wie in einem richtigen Gewächshaus oder einem Wintergarten wird ein Wärmestau erzeugt, welcher die Innentemperatur deutlich erhöht und außerdem auch die Luftfeuchtigkeit hochhält, so dass Sie nicht ständig gießen müssen.
Nach wenigen Tagen werden die Samen bereits keimen und das Leben der neuen Tomatenpflanzen beginnt.
Doch jetzt wird es spannend und unser Erfolg hängt entscheidend von der nächsten Phase ab!
Tomatenpflanzen brauchen wie alle Pflanzen zum Wachsen ein ausgewogenes Verhältnis aller wichtigen Wachtumsfaktoren: Nährstoffe, Wasser, Wärme, Lüftung und vor allem LICHT.
Die Tomate stammt aus Südamerika und ist dort sogar mehrjährig. In ihrer ursprünglichen Heimat sind die wichtigen Wachstumsfaktoren Wärme und Licht reichlich vorhanden.
In Mitteleuropa sieht das ein bisschen anders aus. Was passiert, wenn Tomatenpflanzen zu wenig Licht bekommen, wird jeder Hobbygärtner schon einmal erlebt haben: Die jungen Pflänzchen versuchen, so viel Licht wie möglich zu bekommen und strecken sich nach dem Licht. Sie werden lang, schwächlich und bekommen die Umfallkrankheit. Solche Pflanzen brechen sehr leicht durch und sind dann hinüber.
Eine Notlösung ist es, Töpfe mit solchen schwächlichen Pflanzen mehrfach mit Erde aufzufüllen oder sie mehrfach umzutopfen, so dass der Stängel der Tomate nicht so lang ist und mehr Wurzeln gebildet werden. Das ist jedoch wirklich nur eine Notlösung und solche Pflanzen werden einfach nicht kräftig genug, weil das Licht fehlt.
Temperatur ist das geringere Problem, wir heizen ja unsere Räume und haben immer irgendwo besonders warme Stellen. Sehr hilfreich sind am Anfang auch Heizmatten.
So eine Heizmatte legt man einfach unter das Zimmergewächshaus, so dass dieses noch zusätzlich mit Wärme von unten versorgt wird. Wir verwenden diese Matte selbst.
Aber beim Thema Licht wird es interessant. Die meisten stellen die frisch gekeimten winzigen Tomatenpflänzchen nun an einen ihrer Meinung nach hellen Ort, wie z.B. auf ein Fensterbrett.
Doch scheint in Mitteleuropa im Februar, März oder April dauerhaft die Sonne, damit es hell genug ist? Die Realität sieht häufig anders aus. Es gibt zum Frühlingsanfang meist nur wenige sonnige Tage, dicke Regenwolken sind oft die Regel. Die jungen Keimlinge brauchen nun vor allem viel Licht und zwar mehr als 1000 Lux, am besten sind ein paar Tausend Lux (bei Sonnenschein sind es mehrere Zehntausend Lux!, im Sommer mehr als 100000).
Wir schaffen in Mitteleuropa jedoch an wolkigen Tagen selbst am hellsten Fensterbankplatz oft nicht einmal 1000 Lux. Wir haben uns hierzu deshalb diesen Helligkeitsmesser zugelegt, der sehr hilfreich ist:
Digital Luxmeter (Helligkeitsmesser)
Mit einem solchen sehr preisgünstigen Helligkeitsmesser können Sie leicht herausfinden, wo es in Ihrer Wohnung am hellsten ist und wo der ideale Aufstellungsort für die jungen Tomatenpflanzen ist.
Auch für unseren Profitrick Nr. 3 können Sie dieses Gerät sehr gut gebrauchen.
Profitrick Nr. 3 ist entscheidend für Ihre Tomatenpflanzen – Sie werden es selbst sehen!
Wie bekommen wir nun mehr Licht zu unseren Tomatenpflanzen und das auch noch im richtigen Verhältnis (Spektrum, Farbtemperatur usw.)?
Man könnte es z.B. mit einer Leuchtstoffröhre oder einer anderen Lampe probieren, das haben wir auch getan, aber das Ergebnis war sehr unbefriedigend, solche Lampen produzieren einfach nicht genug Licht und es ist weiterhin zu dunkel.
Doch dann bekamen wir einen Tipp von einem Pflanzenlichtprofi – und das Ergebnis war wirklich überwältigend. Diese etwas futuristisch aussehende, sehr preisgünstige Pflanzenlampe hat für uns das Aufziehen von Keimlingen aller Art wohl für immer verändert:
LED Pflanzenlampe, Florally 10W Blau&Rot
Da wir uns seit vielen Jahren mit Pflanzen beschäftigen, haben wir schon einige Lampen ausprobiert, aber was mit dieser Pflanzenlampe möglich ist, ist schier unglaublich. Die Lampe erzeugt je nach Entfernung zur Pflanze mehrere Tausend bis mehrere Zehntausend Lux, es gibt ein rotes und ein blaues Licht, man kann auch beide zusammen benutzen (was wir getan haben). Außerdem wird es in der Nähe der Pflanze auch warm, was den Pflanzen ebenfalls zugute kommt.
Noch nie zuvor haben wir so tolle Jungpflanzen erhalten wie mit dieser Lampe. Die Keimlinge werden durch das reichliche Lichtangebot extrem kräftig und gedrungen und entwickeln innerhalb weniger Tage bereits die nächsten Blätter. Die Pflanzen sehen völlig anders aus als bei Aufzucht ohne Zusatzbeleuchtung und die Handhabung ist sehr einfach.
Die Lampe lässt sich per Schwanenhals in jede gewünschte Richtung biegen, Sie können das rote oder das blaue Licht – am besten beides – zuschalten und die Keimlinge werden auch noch gewärmt. Der Stromverbrauch ist mit 10 Watt sehr niedrig. Die Lampe kann direkt an einen USB-Anschluss angeschlossen werden oder aber mit einem dazugehörigen Stecker (wir nehmen den von einem Handy) an eine normale Steckdose gesteckt werden. Adapter gibt es auch überall, wie z.B. hier:
USB Adapter
Sie können den Keimlingen, die sich nun schnell in Jungpflanzen verwandeln, regelrecht beim Wachsen zuschauen. An einem sonnigen Tag können Sie die Lampe ausschalten, aber an den wolkigen Tagen sollten Sie sie mindestens 12 Stunden eingeschaltet lassen, damit das Wachstum nicht stockt. Bitte nicht nachts beleuchten, die Pflanzen brauchen auch eine Dunkelphase in der Nacht.
Es gibt seit 2017 auch noch eine Doppel-Ausführung dieser Lampe mit 18 Watt und 36 LEDs. Damit kann man dann noch größere Mengen von Pflanzen beleuchten, für die meisten dürfte aber die Standardausführung genügen:
Doppelkopf LED Pflanzenlampe, Florally 18W Pflanzenleuchte
Nach einiger Zeit, wenn die Jungpflanzen schön gedrungen und kräftig sind, pflanzen Sie sie in größere Töpfe um. Dort können die Pflanzen dann bis zur Auspflanzung im Mai (erst nach den Eisheiligen) bleiben.
Wenn die Pflanzen eine bestimmte Größe erreicht haben, brauchen Sie die Lampe nicht mehr. Sie können dann einfach am Fenster bleiben. An warmen Tagen sollten die Tomatenpflanzen zur Abhärtung tagsüber ins Freie gebracht werden.
Wir pflanzen die Tomaten dann in große Töpfe und stellen sie so auf, dass sie nicht nass geregnet werden (z.B. unter die Dachrinne), denn Nässe von oben mögen Tomaten überhaupt nicht. Sie reagieren darauf sehr häufig mit der Kraut- und Braunfäule, welche in kurzer Zeit die gesamte Pflanze und damit all unsere Arbeit vernichten kann, bevor wir geerntet haben.
Dagegen hilft z.B. auch ein Tomatenhaus bzw. Tomatengewächshaus.
Nach den Eisheiligen, den letzten kalten Tagen Anfang-Mitte Mai, können die nun schon großen Tomatenpflanzen dauerhaft ins Freie. Man sollte sie nicht ins Freie pflanzen wegen der Krautfäule, entweder in ein Tomatenhaus oder unter einen Unterstand. Wenn die Tomaten bereits von den Eisheiligen blühen, dann die Pflanzen tagsüber auf den Balkon oder ins Freie stellen oder die Blüten mit dem Pinsel bestäuben.
Wir nehmen große Töpfe und mischen Kompost, Erde und Langzeitdünger oder Tomatendünger.
Wir versehen die Pflanzen mit einer Kletterhilfe bzw. einem Tomatenstab (Tomatenspirale), damit die Pflanzen sich daran festhalten können.
Dann gießen wir die Pflanzen natürlich regelmäßig, besonders an heißen Tagen lassen die Tomaten schon mal schnell die Blätter hängen. Der Boden sollte niemals austrocknen, aber auch nicht überwässert werden. Deshalb sind Abflusslöcher im Topf hilfreich, wenn die Tomaten in Töpfen gehalten werden.
Wichtig ist es auch noch, die Geiztriebe zu entfernen, also die Austriebe, die direkt in den „Achseln“ der Neutriebe entstehen, Tomatenpflanzen sollten eintriebig gehalten werden. Bei den kleinen Cocktailtomaten kann auf eine Ausgeizung verzichtet werden.
Je nach Wetter und Vorkultur können wir ab Ende Juni bis Ende Juli mit dem Beginn der Ernte rechnen.
Der Ertrag hängt von eigenen Faktoren wie z.B. der Topfgröße ab, es können bei guter Nährstoffversorgung viele Kilo pro Pflanze sein, in Großgärtnereien wurden schon 30 kg pro Pflanze erreicht.
Tomaten immer ziemlich rot ernten und frisch verwenden, dann haben sie das beste Aroma. Wenn man sie grün oder gelb/orange erntet, reifen sie im Haus bei Zimmertemperatur nach und werden rot, aber haben dann viel weniger Geschmack.
Wir können dies aber für das Saisonende empfehlen, wenn Frost droht, an dem die Pflanzen dann erfrieren werden. Dann kann man alle grünen Tomaten abernten und im Haus ausreifen lassen.
In einem Gewächshaus dauert die Saison noch um einiges länger, da die Temperaturen hier länger höher bleiben. Die Tomatensaison beginnt dann wegen des Treibhauseffektes eher, dauert länger und die Erträge sind noch um einiges höher.
Hier findet man einige Gewächshäuser, die man sich nach Hause schicken lassen kann.
Zur Verwendung der Tomaten gibt es unzählige Möglichkeiten. Von der Tomatensuppe über leckere mediterrane Tomatensoßen bis hin zu Tomatenketchup, Tomatensalat und vielem mehr.
Schlussbemerkung: Viele der hier erwähnten Produkte verwenden wir selbst und haben sie getestet. Es sind meist nützliche Einmalinvestitionen, die man jedes Jahr wieder und auch für andere Pflanzen benutzen kann.
Es bleibt natürlich Euch überlassen, Eure eigenen Erfahrungen zu machen!