Apfel

Apfelblüte

Der Apfel ist wohl die in Deutschland am meisten angebaute und verzehrte Frucht. Er hat immense Bedeutung als Tafelapfel zum Frischverzehr, zur Herstellung von Apfelsaft, Gelee, Apfelmus, Apfelwein, als Backapfel, in Spirituosen, Kuchen usw. Äpfel enthalten viele Vitamine, Mineralstoffe, Pektin und zahlreiche weitere sekundäre Pflanzenstoffe mit immenser Bedeutung für die menschliche Ernährung. Deshalb sollte man Äpfel reichlich verzehren, ungespritzt, damit sich all die Vorteile nicht in Nachteile umkehren.

Äpfel gibt es in zahlreichen Sorten, Formen und Farben. Dies erklärt sich vor allem dadurch, daß der Apfel spalterbig ist. Das bedeutet, daß aus jedem Kern im Apfelgehäuse bei der Aussaat eine neue Sorte entsteht. Will man eine Apfelsorte erhalten, so kann man das nur vegetativ durch Veredlung erreichen, indem man einen Steckling (das Edelreis) auf eine sogenannte Unterlage veredelt, z.B. durch Pfropfen. Die Unterlage, wie der Name schon sagt, ist für den unteren Teil des Apfelbaums zuständig, insbesondere die Wurzel. Die Unterlage bestimmt vor allem, wie groß ein Obstbaum wird. In den letzten Jahren sind viele neue Unterlagen dazugekommen. Bekannt sind vor allem die M-Unterlagen (z.B. M9). Immer populärer werden Unterlagen, welche Obstbäume relativ klein halten. So unterscheidet man nach der Größe des Obstbaumes die Wuchsformen Spindelbusch, Busch, Halbstamm und Hochstamm. Spindelbusch ist die kleinste Form, Hochstamm die größte. Daneben ist als Sonderform noch der Säulenbaum entstanden, der kaum Seitenholz ausbildet und somit sehr eng gepflanzt werden kann.

Da die Hausgärten heute meist klein sind, erlangen Spindelbusch und Busch im Hausgarten immer größere Bedeutung. Natürlich ist auch gegen Halb- und Hochstämme überhaupt nichts einzuwenden, wenn denn genug Platz zur Verfügung steht! Zu bedenken ist auch, dass Spindelbusch und Busch wesentlich schneller Früchte tragen als Halb- und Hochstämme, oft schon im 2. oder gar 1. Jahr nach der Pflanzung. Zudem kann man auf kleinerer Fläche mit Spindelbüschen und Büschen sowohl mehr pro Fläche ernten als auch mehr verschiedene Sorten pflanzen, wegen des deutlich geringeren Platzbedarfs. Beim Säulenapfel „Waltz“ konnten wir sogar schon im Jahr der Pflanzung die ersten Äpfel ernten. Äpfel auf kleiner Unterlage sollen eine niedrigere Lebensdauer haben, man spricht von 20-40 Jahren. Ich denke, einerseits kann man das mangels Erfahrungsswerten heute noch nicht genau absehen, andererseits ist diese Lebensdauer lang genug, da man danach neue Bäume pflanzen kann und dies angesichts des schnellen Ertrags akzeptabel ist.

Welche Apfelsorte man pflanzen will, hängt von einigen Faktoren ab, wie z.B. persönlichen Vorlieben, Nostalgie, Verwendungszweck (Lagerapfel, Winterapfel, Apfel für Apfelsaft, Apfelmost, Apfelwein, Frischapfel, Apfelgelee, Apfelkuchen usw.), verfügbarem Platz, erhältlicher Unterlage, gewünschtem Erntezeitpunkt, ob der Apfel süß oder sauer, rot, gelb oder grün sein soll, Lage, Krankheitsanfälligkeit bzw. -resistenz usw. Idealerweise sollte man immer mehrere Apfelbäume in mehreren Apfelsorten pflanzen, dies verbessert die Bestäubungsergebnisse, und man hat mehrere Apfelsorten zum Probieren. Apfelbäume sind meist diploid oder triploid, was vor allem für eine erfolgreiche Bestäubung wichtig ist. Diploide Sorten benötigen eine zweite Apfelsorte im eigenen Hausgarten oder bei einem Nachbarn, bei triploiden Sorten müssen sogar 2 weitere Sorten im eigenen Hausgarten oder bei einem Nachbarn vorhanden sein, damit die Blüten erfolgreich bestäubt werden können und Früchte angesetzt werden können.

Apfelbäume kann man bei frostfreiem Wetter ganzjährig pflanzen. Entgegen der Lehrmeinung graben wir dabei das Pflanzloch nur so groß, dass der Wurzelballen des Apfelbaums geradeso in das Pflanzloch paßt. So erspart man sich viel Arbeit, und die Apfelbäume wachsen problemlos an. Warum soll man ein Pflanzloch graben, das zwei- oder dreimal so groß ist wie der Wurzelballen, wo die Wurzeln des Apfelbaums sich ohnehin bald überall ausbreiten, auf der Suche nach Wasser und Nährstoffen?

Wenn es in den ersten Tagen nach der Pflanzung nicht regnet, gießen wir die Bäume einige Zeit mit Regenwasser aus dem Regenwassertank, bis sie angewachsen sind. Danach werden sie nie mehr gegossen, auch nicht künstlich gedüngt, sondern nur einmal jährlich mit Kompost und/oder Rindenmulch versorgt. Die Wurzeln erschließen sich ohnehin bald überall Wasser und Nährstoffe. Auch eine Baumscheibe braucht es deshalb eigentlich nicht, auch wenn das hübsch aussieht. Empfehlenswert ist es dagegen, den Wurzelbereich mit Steinen abzudecken, welche feuchtigkeitsregulierend wirken und Wärme speichern. Man kann auch rings um den Obstbaum Leguminosen oder andere Förderpflanzen säen, welche den Boden mit Nährstoffen und Humus anreichern.

Apfelbäume sehen ganzjährig schön aus: Im Frühling beeindrucken sie mit einer Blüte, die es mit jedem Ziergehölz aufnehmen kann, im Sommer spenden sie Schatten und ihr grünes Laub ist schön anzusehen, im Herbst ernten wir dann die Äpfel und im Winter bewundern wir nach dem späten Laubfall die bizarren Astformen oder den Schneebehang.

Auch das Thema Obstbaumschnitt ist beim Apfelbaum nicht mehr so unumstritten wie früher. Galt es bis vor kurzem als Konsens, dass Obstbäume geschnitten werden müssen, um gute Erträge zu erzielen, so gibt es heute immer mehr Befürworter des Nicht-Schnitts. Beim Schneiden kann es passieren, dass man sich die Ernte des Folgejahres wegschneidet. Oder dass sich Wassertriebe bilden. Nicht abgeschnittene Äste können den Apfelbaum im Winter bei starkem Schneebehang stabilisieren und abstützen und vor Windbruch schützen. Deshalb verzichten wir bei den freistehenden Apfelbäumen erst einmal auf zu viel Schnitt, mit Ausnahme der Spalierbäume. Es ist natürlich von Vorteil, wenn die Krone gut besonnt wird.

Spalierapfelbäume sind ein Sonderfall. Bei Spalierapfelbäumen verwendet man Spindelbüsche oder Büsche bzw. Säulenobst, damit diese nicht zu stark wachsen. Bei uns lassen wir die Spalierbäume an einem selbstgebauten Zaun wachsen und leiten die Äste am Zaun entlang, so dass eine hübsche Obsthecke entsteht und die Früchte gut belichtet werden.